Seit vielen Jahren besteht mit dem Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft (LfW), im speziellen mit Herrn DI Bernhard Schaipp (Referatsleiter des Referats 44, Gewässermorphologie und Hydraulik) eine rege Zusammenarbeit hydraulische sowie gewässermorphologische Fachfragen betreffend. Um diese Zusammenarbeit einerseits zu intensivieren beziehungsweise von gegenseitigem Spezialwissen zu profitieren, wurde ein Personalaustausch zwischen dem Institut für Wasserbau (IWB) und dem LfW initiiert, der im Juli und September 2004 zur Ausführung kam. Frau Dr. Stephan verbrachte einen vierwöchigen Fachaufenthalt in München und anschließend Herr DI Schaipp in Wien.
Bei hydraulischen Berechnungen komplexer Flussgeometrien als auch in komplexen Flussgebieten ist die Anwendung eindimensionaler Berechnungsmodelle in der Regel nicht mehr ausreichend. Die Anwendung zweidimensionaler numerischer Berechnungsmodelle entwickelt sich zunehmend zum Stand der Technik. Im Zuge mehrerer Projekte (Sanierung Salzach Unterlauf, Umsetzungsplanung Untere Salzach) war das Institut mit der Analyse sowie Interpretation von Ergebnisdaten aus dem zweidimensionalen Strömungsmodell HYDRO_AS-2d betraut. Der Fachaufenthalt von Frau Dr. Stephan am Landesamt für Wasserwirtschaft in München wurde daher zum einen dahingehend genutzt, das am Landesamt verfügbare Strömungsmodell zu erlernen und auf eine konkrete und aktuelle Problemstellung (Strömungssimulation des Auslaufbereichs sowie der anschließenden Hochwasserentlastungsrinne des Wienerwaldstausees) anzuwenden.
Zum anderen wird am Institut seit vielen Jahren das eindimensionale Geschiebetransportmodell MORMO bei Flussgebietsplanungen (Sanierung Salzach Unterlauf, Umsetzungsplanung Untere Salzach) eingesetzt. Eine wesentliche Basis für plausible Ergebnisse von Modellrechnungen ist die Kenntnis um die Zusammensetzung der Flusssohle sowie Menge und Zusammensetzung des transportierten Geschiebes, zumal die Korngrößen sowohl von Sohlmaterial als auch von Geschiebe hoch sensible Parameter im Modell darstellen. Die Kenntnis um die mit Geschiebeentnahmen und Sohlgrundaufnahmen in der Natur verbundenen Unsicherheiten und Fehlermöglichkeiten ist von großer Bedeutung, um die Größenordnung und Arten von Unsicherheiten dieser Datensätze kennenzulernen und besser abschätzen zu können. Da am Bayrischen Landesamt für Wasserwirtschaft, Referat 44, Geräte für Geschiebesiebungen sowie eine Bodenprüfstelle vorhanden sind, wurde der Fachaufenthalt für praktische Geschiebeentnahmen sowie -analysen genutzt.
Gleichzeitig wurde von DI Bernhard Schaipp während seines Fachaufenthaltes in Wien die Möglichkeit genutzt, die Datenaufbereitung eines konkreten Beispiels (Prüfung der Sohlstabilität eines Abschnitts der Alz) für das Geschiebetransportmodell MORMO zu erlernen und einige Test- und Sensitivitätsrechnungen durchzuführen.
Den zweiten Schwerpunkt während seines Aufenthalts bildete das Kennenlernen eines Rampenbemessungsprogramms, welches am Institut, basierend auf langjährigen Modellversuchsreihen zu Blocksteinrampen, entwickelt wurde und verfügbar ist. Das Resümee der Versuchsreihen, die die Definition von Bemessungskriterien von Rampenbauwerken zum Ziel hatten, wurde im Band 9 der Berichtsreihe des Bundesamts für Wasserwirtschaft (Platzer, 2000) zusammengefasst und bietet gleichzeitig die Basis des Rampenbemessungsprogramms. Herr DI Schaipp lernte die Anwendung dieses Programms anhand eines Fallbeispiels aus Niederbayern (Vils) kennen und führte einige Tests durch. Da ein Handbuch zu diesem Programm bisher ausständig ist, ist die Handhabung des Programms nur auf dem Wege "learning by doing" und ausführlicher Ergebnisdiskussion zu erlernen.
Während einer Fachexkursion mit Herrn DI Schaipp wurde die Modellversuchstätigkeit des Instituts anhand einiger Ausführungsbeispiele (Sohlstabilisierung der Traisen in St. Pölten, Petzoldwehr bei Lilienfeld, Umbau Hochwasserentlastung Wienerwaldstausee) präsentiert.
Der Personalaustausch stellt somit ein gelungenes Beispiel dar, einerseits von gegenseitigem Spezialwissen zu profitieren, um die eigenen Fachkenntnisse zu erweitern und vertiefen und andererseits persönliche Kontakte zu pflegen und intensivieren.